Ich und DER Hund

Auf vielen Webseiten von Hundetrainern findet man deren Beschreibungen – wo sie ihren Werdegang gemacht haben und welche Seminare sie besucht haben. Oft steht dort ein Satz wie: „Hunde haben mich mein ganzes Leben lang begleitet“ oder „Hunde haben mich schon immer fasziniert“. Manche erzählen, dass sie sich als Erwachsene einen Hund geholt und direkt eine Trainerausbildung gemacht haben.

Aber sagt das wirklich etwas über den Hundetrainer aus – dass Hunde ihn oder sie „schon immer begleitet“ haben? War es vielleicht ein charakterlich einfacher Hund, der einfach gefolgt ist? Oder war es ein Hund mit Ecken und Kanten? Ich finde, das sagt oft nicht viel aus. Deshalb möchte ich ein wenig meine eigene Geschichte erzählen. Mein Weg war länger – aber sicher nicht langweilig.

Ich bin in Tschechien aufgewachsen. Dort gab es früher keine Hundeschulen oder Hundetrainer. Die Hunde in den Dörfern liefen frei herum oder bellten kräftig hinter dem Zaun. In der Stadt war das anders – dort liefen keine Hunde einfach so auf der Straße herum.

Ich erinnere mich nur an eine Szene, die ich später noch erzähle.

Als Kind fuhr ich oft zu meiner Oma in die Vorstadt. Ich blieb dort übers Wochenende oder in den Ferien. Im Nachbargarten hielten die Nachbarn eine schwarze Hündin namens Dina. Immer wenn ich auf der Straße spielte, lief ich zu Dina. Sie streckte ihre Pfoten durch den Zaun und wollte gestreichelt werden. Das habe ich immer wieder gemacht – ich war vielleicht vier oder fünf Jahre alt. Ich fand Dina einfach zauberhaft. Ich stellte mir vor, sie wäre mein Hund.

Eines Tages spazierte eine mittelgroße Hündin – vielleicht ein Golden Retriever-Mix – auf der Straße bei meiner Oma entlang. Wir Kinder waren begeistert. Wir holten ein langes Seil und banden es wie eine Leine um ihren Hals. Die Hündin wehrte sich nicht. Jeder durfte sie ein Stück weit spazieren führen. In meinen Kinderaugen wirkte sie glücklich und machte mit. Ob sie das wirklich war…? Wir nannten sie Bella.

Ein älterer Junge nahm Bella mit zu sich nach Hause und verbot allen anderen Kindern, mit ihr zu spielen. Ab dann durften wir Bella nur noch hinter dem Zaun sehen.

Ab diesem Moment waren Hunde mein Traum. Ich wünschte mir so sehr einen eigenen Hund.

Unser Nachbar in der Stadt hatte einen mittelgroßen Pudel namens Alan. Ich war sechs Jahre alt und klingelte fast täglich nach der Schule bei ihm. Der Mann erlaubte mir, mit Alan spazieren zu gehen. Das machte ich regelmäßig. Manchmal war der Mann schlecht gelaunt und sagte: „Heute nicht. Heute darf Alan nicht raus.“ Dann war ich natürlich sehr traurig.

Eine Freundin aus meiner Klasse bekam eines Tages ihren eigenen Welpen – einen silbernen Pudel namens Sandy. Wow! Ich bin direkt nach der Schule zu ihr nach Hause gegangen. An manchen Tagen bin ich sogar zuerst zu ihr, statt nach Hause – was natürlich Ärger gab. Aber der Welpe war so niedlich, ich musste einfach hin.

Also habe ich meine Freundin regelmäßig besucht und weiterhin auch Alan zum Spazieren abgeholt.

Dann kamen die Ferien, und meine Schwester und ich fuhren ins Ferienlager. Dort überredete ich sie, dass wir unseren Eltern einen Brief schreiben und ihnen unseren großen Wunsch nach einem Hund mitteilen. Das haben wir tatsächlich gemacht – und unsere Eltern haben zugestimmt!

Wir bekamen einen Welpen: einen braunen Pudel, den wir Dan nannten. Ich war der glücklichste Mensch auf Erden. Mit fast sieben Jahren hatte ich meinen ersten eigenen Hund.

Dan war überall mit mir unterwegs – bei jedem Spiel draußen, bei Oma, im Wald, zu Besuch bei Freunden und sogar im Urlaub. Er schlief mit mir im Bett, das war wunderschön.

Als Dan etwa zwei Jahre alt war, ging mein Vater mit ihm in unserer Siedlung spazieren – ohne Leine. Auf der anderen Straßenseite war jemand mit einer läufigen Hündin unterwegs. Dan rannte über die Straße – und wurde überfahren. Er starb noch auf dem Weg in die Tierklinik im Auto…

Etwa einen Monat später bekam ich einen neuen Welpen: Dan2, einen schwarzen Pudel. Er war ganz anders als der erste Dan – nicht so einfach zu führen, aber ich nahm auch ihn überall mit hin. Oft dachte ich an meinen ersten Dan.

Dan2 zerstörte meine Sachen – Teppiche, Spielsachen, Schulmaterial – und bellte viel. Damals gab es keine Hundetrainer, die man einfach nach Hause bestellen konnte, um zu sagen, was zu tun ist. Wir haben einfach irgendwie gemacht, was wir für richtig hielten.

Wenn wir zur Schule gingen und unsere Eltern zur Arbeit, blieb Dan2 allein in meinem Zimmer. Danach war oft alles kaputt: meine Schulsachen, mein Kissen, mein Spielzeug. Und trotzdem war er unser Liebling.

Mit 16 Jahren bin ich nach Deutschland ausgewandert, und Dan blieb bei meiner Mama. Ich war nun ohne meinen Hund. Jedes Mal, wenn ich nach Tschechien fuhr, freute ich mich am meisten auf Dan.

Ich erinnere mich noch gut an den Moment, als ich 19 war und meine Mama mich anrief: „Dan ist nicht mehr da.“ Er war inzwischen zu alt und schwach.

In Deutschland holte ich mir einen Pudelmix. Er war toll – lief überall ohne Leine hinter mir her. Danach kam ein weiterer Hund: ein großer Rhodesian-Ridgeback-Schäferhund-Mix, den ich für eine Tüte Futter aufgenommen habe. Heute weiß ich: Er war der sozialste Hund, den ich je erlebt habe – freundlich zu Menschen und Hunden.

Irgendwann gab es einen Wendepunkt in meinem Leben. Ich begann, ein Tierheim in Tschechien zu unterstützen. Jedes Mal, wenn ich dort war, half ich mit – wir suchten Familien für die Hunde, reinigten die Käfige und versuchten, mit unserem Wissen ein bisschen Training zu machen.

Einige Trainingsmethoden waren rückblickend fragwürdig, andere hingegen haben sich wirklich bewährt. Ich habe das über mehrere Jahre hinweg gemacht.

Mein großer Hund Buck brauchte keine besondere Erziehung – er lief einfach mit.

Danach folgten noch einige andere Hunde in meinem Leben.

Vor 16 Jahren habe ich meinen jetzigen Mann Alex kennengelernt. Seine Eltern stammen aus Rumänien. Er nahm mich ein paar Mal mit dorthin.

Dort konnte ich die Hunde auf den Straßen sehen – wie sie an Müllhaufen bei Parkplätzen nach Futter suchten. Ich habe versucht, sie mit Futter anzulocken. Sie kamen jedoch nur näher, wenn man das Futter auf den Boden legte und sich entfernte.

Die Hunde dort bildeten Gruppen und bewegten sich tatsächlich gemeinsam als Rudel. In der Stadt wurden die Hunde nicht so ausgeführt wie hier in Deutschland. Manche Leute öffneten einfach das Gartentor, der Hund machte seine Runde und kam irgendwann wieder nach Hause.

Der Hund der Nachbarn durfte nur nachts in den Garten. Er bewachte das Grundstück und akzeptierte nur eine Bezugsperson.

Einmal waren wir ein paar Tage in einem kleinen rumänischen Dorf. Dort sah ich Schäfer mit ihren Ziegen – begleitet von mehreren Herdenschutzhunden. Zwei dieser Hunde waren verletzt und konnten nicht mehr auf ihren Hinterbeinen stehen.

Die Schäfer erzählten uns, dass die Hunde mit Bären und Wölfen gekämpft hatten und deshalb gelähmt seien. Doch sie wurden nicht ausgeschlossen – sie lagen ruhig auf der Wiese. Ich konnte sie alle streicheln. Keiner war auch nur eine Sekunde aggressiv, obwohl es hier in Deutschland oft heißt, solche Hunde seien gefährlich.

Insgesamt waren es bestimmt zehn Hunde, die die große Ziegenherde beschützten. Ich konnte sogar beobachten, wie aus der Ziegenmilch Käse hergestellt wurde. Es war alles sehr interessant – und die Hunde waren stets in der Nähe.

Wir waren später noch öfter in Rumänien. Ich konnte immer wieder verwilderte Hunde und Welpen beobachten, sowie an den Stadträndern spezielle Hundeplätze sehen.

Trotz der schwierigen Umstände schafften es die Hunde, erstaunlich friedlich miteinander umzugehen.


Zurück in Deutschland:

Vor ein paar Jahren sah ich jemanden auf der Straße, der mit einem Australian Shepherd spazieren ging. Ich war so fasziniert von diesem Hund, dass ich mir dachte:

Eines Tages werde ich auch so einen Hund haben.


Der Tag kam.
Mein Mann und ich holten einen jungen Australian Shepherd aus einer fragwürdigen Haltung zu uns – unseren Casper. Er war sieben Monate alt, kannte nichts, und uns wurde schnell klar: Das wird kein einfacher Weg.

Wir haben uns voll reingehängt und versucht, ihn bestmöglich zu erziehen. Doch Casper jagte Fahrräder, Jogger, mochte keine Kinder, war aggressiv gegenüber Artgenossen und lief wilden Tieren hinterher. Pferde waren für ihn der absolute Horror.

Draußen war er extrem unruhig, und unterschiedliche Geräusche machten ihm zu schaffen. Nur zu Hause konnte er zur Ruhe kommen – da war er ausgeglichen.

Kurz gesagt: Wir hatten alle Probleme, die man sich mit einem Hund vorstellen kann, in einem einzigen Tier vereint. Mit so einem Hund war ich definitiv überfordert.

Ich suchte Hilfe bei verschiedensten Hundetrainern – vergeblich. Ich kam einfach nicht weiter.

Casper hatte großen Spaß an unterschiedlichsten Hundesportarten. Er war ein Hund, mit dem man alles umsetzen konnte. Er lernte unglaublich schnell, ohne langes Training. Aber sein Verhalten besserte sich dadurch nicht.

Ich glaube, ich habe wirklich alle Sportarten ausprobiert – außer Schutzdienst, der wäre bei Casper nicht sinnvoll gewesen. Ich habe viele Hundeschulen besucht, verschiedenste Vereine von innen gesehen – und dennoch kam ich meinem Ziel nicht näher.

Casper hatte große Defizite im Sozialverhalten.

Eines Tages traf ich eine Entscheidung: Kein Sport mehr in Hundeschulen oder Vereinen. Stattdessen suchte ich gezielt einen bestimmten Hundetrainer auf.

Er erklärte mir genau, wo der Unterschied zwischen Ausbildung und Erziehung liegt. Er zeigte mir, wie ich mit meinem Hund wirklich kommunizieren muss.

Ich machte einen Schnitt – und begann, mit völlig anderen Methoden mit Casper zu arbeiten.

Nach und nach verstand er, an wem er sich orientieren sollte. Bei ihm reichten keine Kommandos oder Leckerchen. Es ging um viel mehr – um echte, tiefgehende Kommunikation.

Heute jagt Casper keine Fahrräder mehr, keine Jogger, keine Wildtiere. Kinder können ihm Leckerli aus der Hand geben, und er kommuniziert mit Artgenossen sehr differenziert – was mich unglaublich stolz macht.

Er bleibt ein impulsiver Hund, der seinen eigenen Kopf hat. Aber im Großen und Ganzen habe ich mein Ziel erreicht – ich habe den Unbändigen gebändigt. 😊


Und warum habe ich nun den Trainerschein gemacht?

Weil ich weiß, wie schwer es für viele Menschen ist, mit solchen Hunden umzugehen. Und genau diese Hunde liegen mir am Herzen.

Ich habe natürlich eine Hundetrainerausbildung an einer Akademie gemacht, zahlreiche Seminare besucht und mir eine fundierte Meinung zu den unterschiedlichsten Trainingsmethoden gebildet.

Ich weiß, wie es ist, wenn ein Hund einfach „folgt“ – und ich weiß auch, wie hart es sein kann, wenn der Hund einfach DER HUND ist.

Umso schöner ist der Moment, wenn genau dieser Hund, mit all seinem Charakter und seiner Kraft, beginnt, dir zu folgen.

Heute ist unsere Gruppe gewachsen:
Zu Casper kam erst unsere böhmische Schäferhündin Akira – und seit ein paar Wochen ist auch Lynn, ebenfalls eine böhmische Schäferhündin, bei uns.

Ich bin gespannt, wohin meine Reise noch geht – und freue mich auf viele weitere Erlebnisse mit den Rabauken.

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